Zwei Stolpersteine in Gerressen

Der Künstler Gunter Demnig erinnert an die Opfer der NS-Zeit, indem er vor ihrem letzten selbst gewählten Wohnort Gedenktafeln aus Messing ins Trottoir einlässt. Inzwischen liegen Stolpersteine in über 500 Orten Deutschlands und in mehreren Ländern Europas. "Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt Gunter Demnig. Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten. Auf den Steinen steht geschrieben: HIER WOHNTE... Ein Stein. Ein Name. Ein Mensch.

Am 29. März 2012 verlegte Herr Demnig zwei Stolpersteine vor dem Hause Ennenbacher Straße 8 in Gerressen. In Gegenwart zahlreicher Gerressener Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie einiger Repräsentanten aus Kreistag und Gemeinderat hielt der Vorsitzende der Dorfgemeinschaft Rolf Becker folgende Ansprache:

"Mit dieser Aktion will der Künstler Günter Demnig an die Opfer der NS - Zeit erinnern, indem er vor ihrer letzten selbst gewählten Wohnung Stolpersteine als Gedenktafeln verlegt. Gemeint ist das symbolische Stolpern über unsere dunkle Vergangenheit. Alle, die diese Steine sehen oder darüber "stolpern", sollen zum Nachdenken über diese Zeit angeregt werden.

Mit den Steinen vor den Häusern wird die Erinnerung an die Menschen lebendig, die einst hier wohnten.

Es soll aber auch die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen und vieler weiterer von den Nationalsozialisten verfolgten Gruppen wach halten.

Hier stehen wir vor dem damals als Haus Schleppach genannten Anwesen. In diesem Haus wohnte einige Zeit der Metzger Leopold Meier und seine Frau Rosa. Ab 1936 mussten sie dann in dem so genannten "Gelben Haus" in Igelshof mit anderen jüdischen Bürgern zusammenziehen. Nur wenige Monate später, am 06.08.1936, verstarb Leopold dort, im Alter von 76 Jahren. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Eitorf begraben.
Rosa Meier zog nach Köln. Im Juni 1942 wurde sie aus dem Sammellager Köln-Müngersdorf nach Theresienstadt deportiert. Einige Monate später wurde sie in das berüchtigte Vernichtungslager Treblinka gebracht. Dort wurde sie im Alter von 72 Jahren von den Nazis ermordet.

Es ist sehr schwer, die richtigen Worte zu finden, denn zu grausam waren die Aktionen der Nazi-Willkür. Es war einfach nur grausam und nicht nachvollziehbar, dass Millionen von Menschen dieser Willkür zum Opfer gefallen sind. Wir alle, die diese Zeit mehr oder weniger aus der Geschichte kennen, müssen mithelfen, dass solche Greueltaten nie wieder geschehen können und dürfen.

Voll Ehrfurcht wollen wir an die Opfer denken, aber speziell an das Ehepaar Leopold und Rosa Meier, die hier in Gerressen gelebt haben. Wir werden ihnen ein ehrendes Andenken bewahren.

Der Vorstand der Dorfgemeinschaft hat sich deshalb entschieden, die Patenschaft für die Verlegung der beiden Stolpersteine zu übernehmen."

Weitere Informationen über Herrn Demnig und die "Stolpersteine" finden Sie hier.